Jakub Kosowski

Polnischer Star schlägt in Borsum auf

HAZ-Bericht von Thorsten Berner  

Ein Tischtennis-Profi, der in Warschau lebt, jahrelang in der 1. Bundesliga gespielt sowie internationale Erfolge erzielt hat, geht nun in der 3. Liga für den TTS Borsum an den Start. Das hört sich einigermaßen ungewöhnlich an – und das ist es in gewisser Weise auch. Es bedurfte schon einiger besonderer Umstände, die dazu führten, dass Jakub Kosowski in der neuen Saison in Borsum aufschlagen wird. Und einer guten Freundschaft – dazu später mehr.

Da ist zunächst der TTC Hohenstein-Ernstthal. In der vergangenen Saison spielte Kosowski für den Zweitligisten. Doch nun machte der Klub dem Polen ein Angebot, dass dieser nicht akzeptieren konnte. „Sie wollten weniger zahlen“, erklärt Kosowski gegenüber dieser Zeitung ohne Umschweife.

Es ging auch ums Geld

Auch diese Offenheit ist durchaus ungewöhnlich, weil Sportprofis in der Regel ungern über finanzielle Angelegenheiten reden. Nun kann der TTS Borsum gewiss nicht mehr zahlen als ein Zweitligist. Aber TTS-Manager Olaf Sprung hat mit Kosowski einen besonderen Deal eingefädelt. „Wir haben vereinbart, dass Jakub zehn der insgesamt 18 Saisonspiele für uns bestreiten wird.“ Heißt: Er soll vor allem in jenen Partien zum Einsatz kommen, in denen es um wichtige Punkte für den Klassenerhalt geht.

Sprung hat dabei vor allem die Spiele gegen Salzgitter und Schwarzenbek im Blick. „Aber auch gegen Altena, Velbert II und Füchse Berlin sind wir nicht chancenlos.“ In diesen Duellen könnte Jakub Kosowski den Unterschied ausmachen. Er wurde früher unter anderem polnischer Meister und gewann mit dem SV Plüderhausen den deutschen Pokal und den Europacup.

Den Europacup gewonnen

Auch wenn er mit 43 Jahren nicht mehr der Jüngste ist, sollte die Qualität des Angriffsspielers ausreichen, um in der 3. Liga einige Erfolge einzufahren. „Klar will ich dem TTS helfen und möglichst viele Punkte holen“, sagt Kosowski. Aber natürlich könne er nicht versprechen, alle Spiele zu gewinnen. „Auch die anderen Vereine haben vor allem an den Spitzenpositionen sehr starke Spieler.“

Sprung ist von Kosowskis Qualitäten überzeugt: „So einen Spieler hatten wir hier noch nie.“ Dass er für Borsum spielen wird, daran hat aber noch jemand einen ziemlich großen Anteil – nämlich TTS-Akteur Hartmut Lohse. „Ich bin mit ihm befreundet“, erklärt Kosowski. „Wir haben früher gemeinsam bei Hertha BSC gespielt – und letztes Jahr waren wir auch auf Mallorca zusammen im Urlaub. Schön, dass wir nun wieder im gleichen Team sind.“

Übernachtungen in Berlin

Da trifft es sich ganz gut, dass Lohse in Berlin wohnt. Kosowski: „Vor den Spieltagen werde ich mit dem Zug von Warschau nach Berlin fahren und bei Hartmut übernachten. Dann geht es weiter nach Borsum.“ Positiver Aspekt für den TTS: So fallen keine allzu hohen Reisekosten an.

Kosowski lebt mit seiner Frau Adriana und Sohn Felix (5) in der polnischen Hauptstadt. Er ist Profi – und da muss man sehen, wie man über die Runden kommt. Kosowski fährt mehrgleisig: Er gibt Tischtennis-Unterricht und nimmt an diversen Turnieren teil. Nun kommt das Engagement beim TTS Borsum dazu.

Ein Zusatz-Deal

Trotz der Verpflichtung des Tischtennis-Asses bleibt die personelle Situation beim TTS Borsum fast schon traditionell angespannt. Neben dem Polen stehen Patrick Decker, Hartmut Lohse, Richard Hoffmann, Dominik Jonack und Ausnahmetalent Maris Miethe im Aufgebot.

Das klingt zunächst mal gut. Jeweils vier Akteure kommen an den einzelnen Spieltagen zum Einsatz. Trotzdem könnte es personell schnell eng werden. „Jonack und Hoffmann sind noch verletzt oder angeschlagen“, berichtet Sprung. „Wir wissen noch nicht, wann sie wieder richtig fit sind.“ Zudem ist Maris Miethe oft bei internationalen Nachwuchsturnieren im Einsatz.

Da könnte es beizeiten schwierig werden, das Personal-Puzzle zu vervollständigen. Nur gut, dass mit Kosowski ein wichtiges Teilchen dazu gekommen ist. Falls es knüppeldick kommt, hat Sprung mit dem Ex-Erstligaspieler einen Zusatz-Deal vereinbart: „Wenn Not am Mann ist, wird Jakub vielleicht auch mehr als zehn Spiele für uns machen.“

Die Saison beginnt am 6. September. Der TTS Borsum greift aber erst am 20. September ins Geschehen ein. Dann geht es zu Union Velbert II. „Ein Auftaktsieg wäre enorm wichtig“, erklärt Olaf Sprung. Ob er dann schon seinen neuen Trumpf aus dem Ärmel zieht, lässt er noch offen. Klar, vor wichtigen Spielen lässt man sich ungern in die Karten schauen.

Das sind die Gegner

Der TTS Borsum startet als klassenhöchstes Team im Kreis Hildesheim in der 3. Liga Nord. Die Gegner heißen: Union Velbert II, Füchse Berlin, Union Salzgitter, TuS Celle, Eintracht Frankfurt, TTC Altena, TSV Schwarzenbek, TTC Hamm und TTC Lampertheim. Der TTS startet am 20. September in Velbert in die Saison. Tags darauf folgt ein weiteres Auswärtsspiel in Altena. Das erste Heimspiel in der Kaspelarena steigt am 5. Oktober (14.15 Uhr) gegen Hamm.