Die 3. Liga im Blick

Mit der Nachricht, dass er in dieser Saison als Meister in die 3. Bundesliga aufsteigen will, hat der Tischtennis-Regionalligist TTS Borsum am Montag für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Teammanager Olaf Sprung sagte am Dienstag im Gespräch mit der Redaktion: „Das ist der richtige Weg – gut für den Verein und gut für die Zuschauer.“ Was hat den TTS zum Umdenken bewogen?

Der zweifache Aufstiegsverzicht binnen drei Jahren hat bei Spielern und Fans für eine gewisse Lethargie gesorgt. Manche Begegnungen lockten nur noch 40 Zuschauer an. Früher kamen immer 100 bis 200 Besucher in die Kaspelarena. Die Partien beim Abonnementsmeister ohne Aufstiegsambitionen sind auf die Dauer langweilig geworden.

Spieler wie Marius Hagemann und Levi Kolbe regten an, es doch zu riskieren. Olaf Sprung berichtet, dass ihm alle sieben Mannschaftsmitglieder in die Hand versprochen hätten, dass sie dem Verein auch im Fall eines sofortigen Wiederabstiegs die Treue halten werden. „So können wir es wagen und stehen nicht vor einem Scherbenhaufen, wenn wir gleich wieder runter müssen. Die Jungs haben Charakter“, sagt der 47-Jährige. „Ich habe nur positive Nachrichten bekommen, alle drücken uns die Daumen.“


Das wird ein hartes Brett

Die 3. Bundesliga wird ein ganz hartes Brett, dessen ist sich jeder in Borsum bewusst. Auf die reinen Amateure warten jede Menge Profis und extrem viele ausländische Spieler. Sogar drei Ex-Nationalspieler und ehemalige Deutsche Meister werden in Borsum aufschlagen, nämlich Torben Wosik (Hertha BSC Berlin), Lars Hielscher (Union Velbert) und Christian Süß (TTC Fulda-Maberzell). Mit Evgueni Chtchetinine kommt nächste Saison auch ein Ex-Borsumer mit dem designierten Aufsteiger TTC Champions Düsseldorf vorbei (beim TTS schrieben sie ihn damals übrigens Shetinin).

Neue Namen und neue Gegner, genau das ist ein Anreiz auch für das Publikum. Und ein Signal: In Borsum bewegt sich wieder was, Stillstand war gestern. „Das wird für die Zuschauer ein ganz anderes Spektakel – auch wenn wir nur auf die Mütze kriegen werden“, gibt sich der Manager keinen Illusionen hin. Aber zugleich wird das Niveau der eigenen Spieler steigen, die momentan wenig echte Gegner haben und kaum ein Einzel verlieren – noch ein Grund für das Umdenken.


30-jährige Ära 

Zweimal hatte sich der Verein gegen einen Aufstieg entschieden, weil in der 3. Bundesliga mit Vierer- anstatt mit Sechsermannschaften gespielt wird. Die Verantwortlichen sahen die Gefahr, dass dann das siebenköpfige Borsumer Team mit etlichen Eigengewächsen auseinanderfallen könnte. Es ist nach der Abmeldung der Zweitligamannschaft im Jahr 2013 das Aushängeschild des TTS. Damals ging aus wirtschaftlichen und sportlichen Gründen eine 30-jährige Ära in der 2. Liga zu Ende. Aus der Reserve (Regionalliga) wurde die neue I. Mannschaft, nur Patrick Decker und Marius Hagemann blieben aus dem Zweitligakader an Bord. Die Regionalliga war zu der Zeit noch die dritthöchste Spielklasse. Der Verband installierte die 3. Liga erst zur Saison 2014/15 als neue Stufe zwischen 2. Bundesliga und Regionalliga.

Den Kern der Mannschaft für die Saison 2018/19 in der 3. Liga sollen die jetzigen Nummern Eins bis Vier in voraussichtlich gleicher Reihenfolge bilden: Patrick Decker (40), Marius Hagemann (26), Marcus Hilker (18) und Conny Schmidt (26). Levi Kolbe (23), Patrick Landsvogt (30) und Nick Kolbe (23) werden für die II. Mannschaft (Bezirksoberliga) gemeldet, in der auch Olaf Sprung spielt. „Aber sie werden auch ihre Einsätze in der 3. Liga bekommen, wir werden rotieren“, kündigt der Manager an. Und bei Ausfällen braucht er ohnehin Ersatzleute.

„Das passt alles prima, Nick Kolbe will aus beruflichen Gründen sowieso ein Jahr kürzer treten“, erklärt Sprung, der seine Brötchen als Angestellter bei der AOK verdient und in Hildesheim wohnt. Auch auf ihn kommt noch mehr ehrenamtliche Arbeit zu. „Aber wir freuen uns alle“, sagt er. Ein netter Nebeneffekt: Mit den Verstärkungen aus dem I. Team kann die Reserve vielleicht in die Landesliga aufsteigen.


Voraussetzung: Meister werden

Während die Fahrten in der 3. Liga länger und die Kosten steigen werden, werden die Spiele kürzer. Es gibt zwei Doppel und maximal acht Einzel (jetzt maximal vier Doppel und zwölf Einzel), schon sechs Siege bedeuten den Gesamtsieg. „Wir würden uns über jedes 5:5-Unentschieden freuen, denn wir sind nächstes Jahr klarer Abstiegskandidat“, sagt Sprung. An den Strukturen muss er kaum etwas ändern. Auch ein Trainer soll nicht geholt werden, schließlich üben die Spieler ohnehin im Landeskader in Hannover.

Zuerst muss allerdings noch die Meisterschaft in der laufenden Saison geholt werden. Insbesondere die Spiele gegen Bargteheide, Sasel und Bolzum haben es in sich. Momentan liegt der TTS nach 13 von 18 Spielen mit 25:1 Punkten ungeschlagen an der Spitze der Regionalliga Nord. Nur der Tabellenzweite SV Bolzum (19:5 Zähler) ist noch in Schlagdistanz. „Wir packen das“, meint der Manager, „die ganze TTS-Familie ist heiß auf die 3. Liga.“